29.September 2023 Kaffeehaus Linsenbühlstr.77, St.Gallen 20.00 UIhr
Jürg Kindle, Gründer des „Odeon Chôro Quintett“, hat sich während 15 Jahren intensiv mit der Chôro Musik befasst und ist bei der Quellenforschung auf eine musikalische Goldgrube gestossen. „Odeon“ möchte diese verlorenen Raritäten einem breiteren Publikum wieder zugänglich machen. Schwindelerregende virtuose Melodien wie auch melancholische Themen paaren sich mit vorwärtstreibenden synkopierten Rhythmen und verströmen das von Sehnsucht, Nostalgie und Wehmut geprägte Lebensgefühl der portugiesischen Auswanderer sowie auch der afrikanischen Sklaven welches in dem Wort „Saudades“ seinen Ausdruck findet. Ein garantiertes Musikerlebnis mit Seltenheitswert.
Charly Baur: Klarinette,Bandoneon,
Jürg Kindle: Bandolim,Gitarre,
Richard Kronig: Gitarre,Cavaquinho,
Ralph Hufenus: Kontrabass,
Markus van Grinsven: Percussion
Die Kunst- und Salonmusik des 19.Jahrhunderts stand ganz im Zeichen von Chopin, der als europäischer „Popstar“ des Jahrhunderts gefeiert wurde. Portugiesische Auswanderer begannen im 19. Jahrhundert in Brasilien mit den verfügbaren Instrumenten europäische Salonmusik mit afro- brasilianischen Rhythmen und der melancholischen portugiesischen Fado-Musik zu mischen und schufen so einen eigenen Stil, den Chôro. Er wird auch als brasilianischer Blues bezeichnet. (port. chôrar = weinen). Gleichzeitig entstanden in Buenos Aires der Tango, in den USA der Ragtime oder in Kuba der Son. Während der argentinische Tango die europäischen Tanz-Salons im frühen 20. Jahrhundert eroberte, führte die brasilianische Chôro Musik ein Schattendasein. Der argentinische Tango wurde von europäischen Einwanderern in Buenos Aires kreiert und blieb eine rein europäische Erfindung. Demgegenüber ist die brasilianische Chôromusik eng mit der Begegnung der afrikanischen und der europäischen Kultur verknüpft. Aus der Chôromusik ist später auch der bekannte Sambastil hervorgegangen. Der durchschlagende Erfolg des argentinischen Tangos brachte die brasilianischen Chôrokomponisten dazu, ihre Stücke unter dem Namen „Tangos Brasileiras“ in Umlauf zu bringen.